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Vom Klima zur Gerechtigkeit

 

In einem Artikel der aktuellen ZEIT (Nr 39: "...oder weniger?") stellen die Autoren Marc Brost und Bernd Ulrich die Gretchen-Frage unserer Zeit:

Wirft die Klimafrage womöglich die soziale Frage noch mal ganz neu auf?

Man müsste blind und taub - oder eben vor allem ignorant sein, um hier nicht mit einem entschiedenen "Ja" zu antworten. Betonung auf GANZ neu....

Denn warum sollten diejenigen, die gierig und/oder panisch nach dem "ewigen Mehr" streben, die Lebensgrundlagen der Besonnen und Machtlosen sowie der gesamten kommenden Generationen zerstören dürfen?

Die einzige ehrliche Antwort lautet: Weil sie eben die Macht dazu haben. Weil niemand sie daran hindert. Wir alle schauen mehr oder weniger hilflos, oft gleichsam paralysiert dabei zu, wie unser Gesellschafts-Apparat die Zukunft sehr vieler Menschen (incl. unserer eigenen Nachkommen) unwiederbringlich ruiniert. Und wer das so gar nicht wahrhaben will oder aushalten kann, der protestiert lautstark gegen diese "empörende" Art der Selbst-Verunglimpfung. 

Die nationale Ebene, auf der sich unsere "Klima-Regierung" aktuell in beängstigender Art und Weise kraft- und mutlos präsentierte und sich letztlich vor allem von der Dimension der sozialen Frage ("wollen sie Gelbwesten in Deutschland...?") abschrecken ließ, ist dabei leider sogar das geringere Problem.

Auch und vor allem auf internationaler Ebene haben wir einen für viele beängstigenden Paradigmen-Wechsel vor uns. Bezüglich globaler Allgemeingüter muss gelten: Gleiches Recht für alle. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass z.B. einem Deutschen mehr Rechte auf die Schädigung der gemeinsamen Atmosphäre zustünden als einem Afrikaner, ganz zu schweigen von den CO2-Schulden, die "der Westen" (incl. einiger anderer Länder) in der Vergangenheit beim Rest der Welt gemacht hat.

Hier findet sich der eigentliche Rassismus des Hier und Jetzt: Auf die Idee, dass einem Kind aus dem Tschad die gleichen Emissionsrechte zustehen (oder eben nicht zustehen) wie einem Frankfurter Spekulanten, kämen wohl viele gar nicht. Es geht dabei um historisch bedingte und nur scheinbar selbstverständliche Privilegien, für die es keine ethisch vertretbare Begründung gibt. 

Für die Diskriminierung der kommenden Generationen gibt es leider noch nicht einmal ein gutes Wort! Mir fällt leider auch kein griffiger und erfolgsversprechender Vorschlag ein... Die Einsicht, dass die große Party der Welt-Elite auf dem Rücken der Wehrlosen gefeiert wird, scheint jedenfalls vor allem angesichts der drohenden, einschneidenden Konsequenzen vielen allzu ungeheuerlich. Jeder Gedankengang in diese Richtung wird daher nur allzu gerne sofort unterbunden.

Die oberen 10.000 wissen weltweit darum, wie die Dinge stehen. Sie planen und vollziehen schon jetzt ihre Antwort auf Erderwärmung und Artensterben:

Man kauft sich eine Insel (oder etwas Inselartiges), baut dort etwas Großes und Sturmfestes, klimatisiert die Wohnräume, bewässert den Park und ersetzt entwurzelte Bäume. Aus dieser schönen und sicheren Warte heraus arbeitet man an seiner Vision, das heißt im Wesentlichen an der weiteren Mehrung von Ansehen, Macht und Wohlstand.

Und niemand spreche von Neid. Ein jeder sei seines Glückes Schmied, solange er kein Unglück über andere bringt.

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