Waren wir nicht alle empört, als Herr Trump den Ausstieg aus dem Paris-Abkommen verkündete? Waren nicht Politiker und Volk einheitlich entsetzt? Was für ein schlechter Mensch!
Deutschland macht es bestimmt besser, dachten oder hofften viele. Eine Vorreiter-Rolle wollte Deutschland spielen, als das Paris-Abkommen 2015 ratifiziert wurde. Nun kam ein ernüchterndes Statement direkt aus dem Bundesumweltministerium:
Deutschland wird die zugesagte Reduktion der CO2-Emissionen um 40% bis 2020 nicht schaffen. Lediglich 32% sind zu schaffen. Bezugsgröße für die jeweiligen Prozentangaben ist der CO2-Ausstoß des Jahres 1990.
Vom Bauchgefühl her klingen 32% ja auch ganz gut. Aber schauen wir uns die Zahlen an:
Die Reduktion um 40% verglichen mit 1990 wäre tatsächlich eine bedeutsame weitere Absenkung der CO2-Emissionen gewesen. Die nun noch "erreichbaren 32%" hatte man indes schon 2009 und 2014 (vor dem Paris-Abkommen) fast erreicht. Unterm Strich bleibt alles gleich. Ein Effekt des Paris-Abkommens auf Deutschlands Klimapolitik ist nicht auszumachen.
2015 sind die Emissionen sogar wieder leicht angestiegen. Und im Jahr 2016 wurde das Wachstum der regenerierbaren Energien in Deutschland auf Null zurückgefahren (siehe Liveticker).
Mann kann das wohl nicht nur den Politikern anlasten. Die brauchen nämlich Wähler. Laut einer Umfrage der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender fanden im 2017-Wahlkampf 6% der Befragten, dass Klimapolitik ein wirklich relevantes Thema ist...
Ist also Herr Trump ein böser Mensch? Machen wir Deutschen es tatsächlich besser? Sollen wir uns durch belehrende Lippenbekenntnisse der Lächerlichkeit preisgeben? Oder sollten wir endlich die Chance nutzen, die uns (noch) offensteht?