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Windräder für den Frieden?


 

2% des Bruttoinlandproduktes für die Rüstung?

2% der deutschen Landesfläche für die Windkraft?

Wie viel hat das eine mit dem anderen zu tun?

Wenn man ehrlich ist: Nichts


2% für die Rüstung

2016 bezeichnete Donald Trump die NATO 2016 als "obsolet". Dann wurde er Präsident. Das alles war erschreckend, doch offensichtlich nicht erschreckend genug. Die deutschen Soldaten mussten weiter auf gute Schuhe und Rucksäcke warten. Von Feuerwaffen, Hubschraubern, Kampfflugzeugen, Kriegsschiffen und Raketenabwehrschirmen ganz zu schweigen. 

Trump wies auch später unermüdlich darauf hin, dass die USA astronomische Beträge in die Rüstung steckten, während sich andere NATO-Staaten sorglos um ihre Außenhandelsbilanz kümmerten. Eigentlich hat er recht, sagten viele. Nur warum sollten wir das ändern, solange es funktioniert? 

Krieg gab es nur in der Welt von gestern. Alte Wochenschauberichte in neuen Spielfilmen steigerten zwar deren Unterhaltungswert, doch der wohlige Kriegs-Grusel auf der heimischen Couch blieb irreal und ohne Bezug zur Gegenwart.


Bereits 2002 war zwischen den NATO-Mitgliedsstaaten das Ziel vereinbart worden, jeweils 2% des nationalen Bruttoinlandsproduktes in die Rüstung zu stecken. Die Merkel-Regierungen (2005-2021) und bis vor Kurzem auch die neue Ampel scherten sich herzlich wenig darum. "Geld schießt keine Tore", sagt man im Fußball, und ähnlich wurde gegen das 2%-Ziel argumentiert. Seither kickt das deutsche Militär in der Kreisklasse.

In der Ukraine herrscht nun ein Krieg, in dem Deutschland keine neutrale Position einnehmen kann. Russland spielt in der Champions League und droht offen mit seinen Atomwaffen. Die Deutschen werden unruhig. Handelt Putin noch rational? Ist er noch zu bremsen? Kann eine  russische Mittelstrecke-Rakete zuverlässig gestoppt werden, bevor sie in Berlin einschlägt?

Doch auch abseits der kriegerischen Handlungen reibt man sich die Augen. Was tun, wenn Russland den Gashahn zudreht? Wie kommen wir über den nächsten Winter? Sollen wir den Energie-Lieferanten wechseln? Oder lieber gleich alles selber machen?


2% für Windkraft

Die Befürworter der nationalisierten Energieproduktion verspüren Aufwind. Doch hat sich in der Debatte über die Herkunft unserer Energie durch den Ukrainekrieg irgendetwas Substanzielles geändert?

Ohne Zweifel muss unsere Energie grün werden. Grüne Energie muss die fossilen Energieträger verdrängen, überall, nicht nur in Deutschland. Dafür sollte sie attraktiv sein. Attraktiv heißt billig.

Grüne Energie nutzt natürliche Ressourcen, allen voran Wasser, Sonne, Wind und Erdwärme. Diese natürlichen Ressourcen sind ungleich verteilt. In Marokko scheint häufig Sonne, deswegen bauen sie dort Solarkraftwerke. Wenn sich in China drei Schluchten auf einmal anstauen lassen, entsteht das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Erde. Island liegt über einem geologischen Hotspot und nutzt seine unerschöpfliche geothermale Energie zur Verhüttung von Aluminium. Offshore-Windparks in der Nordsee zapfen den Wind dort an, wo er besonders stark weht. 

Windkraft im windschwachen, aber dicht besiedelten Mitteleuropa ist dagegen nicht des Rätsels Lösung. Sie sorgt allenfalls für eine weiße Weste der Lokalmatadore, aber nicht für die dringend notwendigen rückläufigen CO2-Werte in der global durchmischten Atmosphäre. 

In Deutschland sollen 2% der Landesfläche für die Windkraft genutzt werden. Doch im dicht besiedelten  Süddeutschland ist dieser Strom einfach zu teuer, auch wenn er für den einzelnen Betreiber lohnenswert gemacht werden kann. Es ist bitter, wenn 2% der Landesfläche plus der gesamte Horizont einem hoffnungslosen Unterfangen geopfert werden sollen.


Billige grüne Energie ohne einseitige Abhängigkeiten

Wir brauchen ein großregionales Stromnetz mit leistungsfähigen Gleichstromtrassen. Nordafrika hat mehr Solarstrompotential, als es jemals selbst wird nutzen können. Ähnliches gilt für die iberische Halbinsel. Geothermie kann nicht nur in Island für Wärme und Strom sorgen. An Europas teils dünn besiedelten Küsten weht der Wind nahezu ohne Ende. Und für die seltenen Zeiten der Flaute reichen die bereits existierenden europäischen Wasserkraftwerke.

In einem großen supranationalen Netz werden die Energielieferanten diversifiziert statt nationalisiert. Einseitige Abhängigkeiten werden vermieden. Verglichen mit der Nationalisierung der Stromproduktion ist die die Diversifizierung ungleich effektiver und erfolgsversprechender. Die Produktion von grünem Strom wird billig. Das hat Strahlkraft. 

Lokale Potentiale sollen natürlich weiterhin genutzt und erschlossen werden. München ist z.B. auf einem guten Weg, bis 2040 ausschließlich grüne Fernwärme zu erzeugen (Geothermie). Auch Tiefenbohrungen mit Solewärmepumpen können unabhängig von Großprojekten nahezu überall billige und flächenschonende Wärme in Privathäuser bringen. Photovoltaik auf süddeutschen Dächern und Industriegebäuden nutzt bereits versiegelte Flächen. 


Dieser Ansatz hat einen bezaubernden Nebeneffekt. Intakte Flächen, die nicht zur billigen Erzeugung von grünem Strom taugen, dürfen guten Gewissens für andere Zwecke genutzt werden. 

Flächen sind knapp. Wir werden keine neuen entdecken. Daher sollte jede Fläche das machen, was sie am besten kann. Selbst und gerade wenn sie gar nichts Offensichtliches "macht", ist unverbrauchte Fläche die Grundlage für den Erhalt der Biodiversität. Und der Erhalt der Biodiversität ist (mindestens) ebenso bedeutsam wie die Stabilisierung unseres Klimas.


das Fazit

Wer also nun den Ukraine-Krieg dafür nutzen will, das hoffnungslose Unterfangen einer nationalisierten, uneffektiven Energieproduktion mit der Moralkeule durchzusetzen, liegt weiterhin daneben. Windräder im mitteleuropäischen Schwachwindraum werden auch durch den Ukrainekrieg nicht zu "Friedensrädern". Sie bleiben ein Symbol des blinden, hilflosen Aktionismus.

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