zum Vortisch eine einfache Torte
"Torten der Wahrheit" - das klingt nach hochkalorischer geistiger Kost! Mit kleinen, knackigen Grafiken wollen die Autoren der ZEIT große Missstände entlarven. Frau Katja Berlin präsentiert uns diesen einfachen Kuchen (ZEIT N°45).
Geschlechterverteilung im Bundestag
Das sieht auf den ersten Blick tatsächlich sehr ungerecht aus. Fast nur Männer! Müsste man da nicht was ändern?
Auf Landesebene wurde das schon ernsthaft versucht. In Thüringen und Brandenburg wurden Gesetze verabschiedet, die eine Gleichverteilung von Frauen und Männern in den Landtagen über Quoten in den Wahllisten erzwingen sollten. Doch diese Gesetze wurden von den Gerichten umgehend wieder kassiert. Die Quoten-Regelungen seien verfassungswidrig und verstießen unter anderem gegen die Organisationsfreiheit, Wahlvorschlagsfreiheit und Chancengleichheit der Parteien.
Frau Berlin hält nun trotzig dagegen. Man beachte die zynische Legende ihrer Torte. Wäre eine Quote denn wirklich so schlimm? Oder haben die verwöhnten Männer einfach nur Angst? Haben sie Angst, dass die Gender-Quote ihre überdurchschnittlichen Chancen auf ein gleichberechtigtes Normalmaß zurück stutzen würde? Geht es um die Bestandswahrung unverdienter Privilegien? Herrscht am Ende auch in den Gerichten das allgegenwärtige Patriarchat?
Die Torte war der Vortisch.
Vielleicht haben Sie Appetit bekommen.
Jetzt kommt der Hauptgang.
Was muss man/frau eigentlich machen, um in den Bundestag zu kommen?
❶ in eine Partei eintreten
❷ kandidieren
❸ gewählt werden
Werden also Frauen innerhalb der Parteien kurz gehalten? Werden Frauen von ihren Parteien an einer erfolgreichen Kandidatur gehindert? Hat eine Frau weniger Chancen auf einen aussichtsreichen Listenplatz als ein Mann? Werden Frauen vom Männerklüngel der Parteien missachtet?
Wenn man diese Frage ehrlich beantworten will, muss man ein klein bisschen genauer hinschauen. Ein bisschen tiefer graben. Wir müssen die Berliner Torte ergänzen.
Wir fragen uns zuerst, wie hoch der Anteil der Frauen in den einzelnen Bundestags-Fraktionen ist. Er ist bei zwei Parteien schon über 50%. Dann kommt das Entscheidende. Den Frauen-Anteil in den Fraktionen vergleichen wir mit dem Frauen-Anteil in den zugehörigen Parteien. Es gibt 3 denkbare Varianten:
❶
Wenn die Anteile der Frauen in Partei und Fraktion gleich sind, geht es in der Partei gendermäßig gerecht zu.
Wenn z.B. in einer Partei 30% der Mitglieder weiblich sind, dann wären 30% Frauen in der Fraktion geschlechtsneutral. Dasselbe gilt natürlich auch für einen Frauen-Anteil von 70% in Partei und Fraktion. In diesen rechnerischen Idealfällen gäbe es in der folgenden Grafik keinen Balken. Frauen wären weder im Vorteil noch im Nachteil.
❷
Wenn der Anteil der Frauen in der Fraktion (z.B. 25%) kleiner ist als der Anteil in der zugehörigen Partei (z.B. 30%), so hat die Gruppe der Frauen in dieser Partei rechnerisch einen Nachteil. Das gibt einen roten Balken nach unten.
❸
Wenn der Anteil der Frauen in der Fraktion (z.B. 55%) jedoch höher ist als der Anteil in der zugehörigen Partei (z.B. 40%), so sind die Frauen eindeutig im Vorteil. Das stellen wir mit einem grünen Balken nach oben dar.
Je größer der Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Chancen, desto länger der rote oder grüne Frauen-Balken. Los geht´s.
In dieser Grafik steckt viel griffige Information. Ich habe sie übrigens auch an Frau Katja Berlin von der ZEIT geschickt. Doch dazu unten mehr.
Die Chancen der Frau in Deutschlands Parteien
CDU und CSU könnten durchaus etwas nachbessern. Das ist nicht sehr überraschend. Frauen müssen in der Union noch etwas Pionierarbeit leisten. Aber Herr Söder gelobte schon Besserung. Könnte sich also ändern.
In die AfD will hoffentlich eh keine Frau. Lassen wir sie also den Männern.
Bei SPD, Grünen und Linken wird den Frauen schon jetzt der rote Teppich in den Bundestag ausgerollt.
Auch ein Perspektivenwechsel kann manchmal hilfreich sein. Wenn man z.B. die CSU als frauenfeindlich bezeichnet, dann müsste man die wesentlich größere SPD als gleichermaßen männerfeindlich bezeichnen. Ganz zu schweigen von den Grünen und der Linken.
Die Grafik birgt noch eine echte Überraschung. Sogar in der viel gescholtenen FDP haben Frauen derzeit eine höhere Chance auf ein Bundestagsmandat als Männer.
Warum gibt es so wenig Frauen in den Parteien...?
Die Chancen der Frauen auf ein Bundestagsmandat sind in den Parteien insgesamt gut. Sie sind nicht schlechter als die Chancen der Männer. Die Kernfrage muss also eine andere sein: Warum gibt es so wenig Frauen in den Parteien? Schlechte Erfolgsaussichten sind jedenfalls NICHT der Grund.
Gibt es in den Parteien etwa Zugangsbeschränkungen für Frauen? Wird man abgewiesen, wenn man als Frau eintreten will? Wehren sich die Parteien gegen weibliche Mitglieder? Die Fragen mögen provokativ klingen. Aber die Antwort ist trotzdem ein Nein. Jede Frau darf eintreten, wenn sie will. Es muss andere Gründe dafür geben, warum sich Frauen weniger oft in Parteien engagieren.
Sind Frauen falsch informiert?
Vielleicht glauben die Frauen immer noch, ihr politisches Engagement in einer Partei habe keine Aussicht auf Erfolg. Vielleicht wissen sie gar nicht, dass sie gute Chancen haben? Schließlich wird in der Presse ständig über den ach so schweren Stand der Frauen in der Politik berichtet. Auch die äußerst fragwürdige "Wahrheit" der Berliner Torte (siehe ganz oben) ist nicht gerade ermutigend für Frauen.
Sind Frauen "falsch" sozialisiert?
Vielleicht denken viele Frauen, sie gehören nicht in die Politik? Weil ihre Mamas das auch schon so gedacht haben? Weil sie brav ihre Rolle gelernt haben? Weil sie deswegen ihren Platz eher zuhause als in der Öffentlichkeit sehen? Einige treiben die Frage auf die Spitze: Können Frauen unter diesen Voraussetzungen überhaupt wissen, was sie wollen?
Sind Männer "falsch" sozialisiert?
Auch Männer sind von ihren Erfahrungen und Vorbildern geprägt. Wollen die meisten Männer lieber eine Frau, die ihnen ein behagliches Zuhause bereitet und sich um die Kinder kümmert? So wie es die Mamas der Männer früher auch gemacht haben? Setzen die Männer diesen Wunsch mit mehr oder weniger subtilen Mitteln auch gegen den Willen ihrer Frauen durch? Haben sie diesbezüglich noch immer patriarchalische Macht?
Sind die Strukturen "verkrustet"?
In der Antwort auf meine Grafik sprach Frau Berlin von "verkrusteten Strukturen". Das klingt nach zähem Widerstand.
Während man die Sozialisation immer auch auf eine einzelne Person herunterbrechen kann, betreffen die "verkrusteten Strukturen" eher das Große und Ganze. Kann also der Einzelne gar nichts tun? Müssen wir erstmal auf Systemebene handeln? Ist ohne Quote nicht jede Frau eine chancenlose Einzelkämpferin?
Endlich der Nachtisch.
Eine kurze Antwort auf all die Fragen...!
Was kann also die Politik an den bestehenden Missständen ändern? Wie kann man Sozialisation und "verkrustete Strukturen" politisch beeinflussen? Wie kann man Frauen in die Parteien locken, ohne Männer zu benachteiligen?
Über freiwillige und erzwungene Sozialisation
Fragt man die Soziologen, wie lange eine Gesellschaft braucht, um eingeschliffene Verhaltensweisen unter neuen Bedingungen zu ändern, so lautet die recht einheitliche Antwort ca. 2-3 Generationen.
Es ist also nicht zu erwarten, dass ein gerechter, neutraler Rahmen, der weder Frauen noch Männer benachteiligt, die Gesellschaft mit einem Fingerschnips ändert. Doch auf etwas längere Sicht darf man durchaus zuversichtlich sein.
Für die Gestaltung dieses neutralen Rahmens ist die Politik zuständig. Das ist ihre Kernaufgabe. Ich oute mich schon hier als absoluter Fan des neutralen Rahmens! Und weil ich schon bei meinen eigenen Vorstellungen bin: Ich befürworte evolutive Prozesse. Nicht etwa, weil ich das Ganze hintenrum auf die lange Bank schieben will. Sondern weil evolutive Prozesse ein deutlich besseres, natürlicheres und stabileres Ergebnis hervorbringen als verordnete "Revolutionen". Geduld lohnt sich!
Aber ganze 2-3 Generationen?! Das klingt Vielen deutlich zu lang. Viele scharren jetzt schon ungeduldig mit den Hufen. Sie würden den Prozess gerne beschleunigen. Sie würden gerne Erfolge sehen. Sofort. Sie haben große Ideen und Visionen. Sie würden die Gesellschaft gerne nach ihren Vorstellungen umgestalten. Wie ein Architekt.
Eingriffe, die mehr weibliche Vorbilder im öffentliche Leben erzwingen, würden in ihren Augen schneller die "richtigen" Tatsachen schaffen. Eine gesetzlich verordnete Parität würde den Parlamenten schlagartig eine neue "Normalität" verordnen. Wenn diese staatlich erzwungene "Normalität" lange genug Bestand hätte, so wäre sie schließlich - das ist die Hoffnung der Quotenfans - auch tief in den Köpfen und Herzen der Bürger verankert. Hätte man das dann geschafft, so könnte man die Quote wieder abschaffen. Alles wäre gut. Für immer. Oder?
Ein kleiner Cut
Nochmal einen Schritt zurück. Wie wären denn eigentlich die Chancen der Frau, falls wir die Parität im Bundestag durch eine gesetzlich verankerte Quote erzwingen würden? Es wird Zeit für die nächste Grafik.
Bei erzwungener Parität wären die weiblichen Chancen in allen Parteien besser als die Chancen der männlichen Parteifreunde.
CDU und CSU wären urplötzlich ein Frauen-Paradies. Das Chancenverhältnis hätte sich nicht einfach umgekehrt. Der Vorteil der Frauen wäre nun deutlich größer als zuvor bei Grünen und Linken.
Ungeschlagen an der Spitze der Frauen-freundlichen Parteien stünde bei erzwungener Fraktions-Parität die AfD. Als Frau ginge man am besten in die diese Partei. Da käme man quasi automatisch nach Berlin.
In der FDP und der SPD wären die Chancen für Frauen noch deutlich besser als die ohnehin schon guten Chancen zuvor.
Bei den Grünen und Linken dagegen schrumpfen die Chancen der Frau deutlich - obwohl sie immer noch besser bleiben als die Chancen des Mannes. Aber einige Frauen in diesen Fraktionen müssten durch Männer ersetzt werden, um die erzwungene Parität zu realisieren. Denn bei beiden Parteien besteht die Fraktion derzeit zu > 50% aus Frauen. Die Grünen müssten zudem ihr heiß geliebtes Frauenstatut aufgeben. Dieses wäre mit der angestrebten Parität nicht vereinbar.
Darf man Frauen "fördern", indem man Männer diskriminiert?
Wir wollen aber nicht nur an die Frauen denken. Wie stünde es denn mit den Männern? Wie wären die Chancen der Männer bei erzwungener Parität in den Fraktionen?
Für die Männer wären alle Balken gleich lang wie oben bei den Frauen. Sie wären aber rot, und sie würden nach unten zeigen. Die Männer wären diskriminiert, ohne jeden Zweifel. Doch diese Diskriminierung der Männer wird oft als "Förderung der Frauen" bezeichnet. Ein klassischer Euphemismus.
Frau Berlin deutet in ihrer Antwort auf meine Zuschrift an, ich würde "feministische Rachegöttinnen" sehen, wo eigentlich gar keine sind. Man muss aber nicht gleich von "feministischen Rachegöttinnen" sprechen, um in der erzwungenen Fraktions-Quote eine irgendwie alttestamentarisch anmutende Umkehr der vormaligen Frauen-Diskriminierung zu sehen.
Wer nach Tausenden von Jahren, in denen die Frauen systematisch diskriminiert wurden, nun eine vermeintlich vorübergehende Diskriminierung der Männer für ausgleichende Gerechtigkeit hält, der sollte sich zu diesem Standpunkt zumindest offen bekennen. Es ist aber weder fair noch ehrlich, Diskriminierung jedweder Art mit der "Förderung der Frau" schönzureden.
wie bricht man "verkrustete Strukren" auf?
Sprengen scheint mir für verkrustete Gesellschafts-Strukturen nicht das Richtige zu sein. Verkrustete Strukturen bricht man besser dadurch auf, dass man sich einmischt. Sich Einmischen ist ein schönes Verb. Sich Einmischen heißt Teil eines Gemisches werden. Kann man Teil eines Gemisches werden, wenn man auf dem roten Teppich - oder in einem Quoten-Schutzkäfig - in den Bundestag gelangt? Ich glaube kaum. Um sich einzumischen muss man ein wenig in der Menge baden. Harmlose Rangeleien und etwas Geschubse inklusive. Wie bei den Männern halt auch.
Wem das zu viel ist, der will sich nicht wirklich einmischen. Wem das zu viel ist, der verlangt einen Sonderstatus. Wollen Frauen wirklich als Quoten-Sonderlinge der Fraktionen gelten?
wer eine Quote ablehnt, kann trotzdem für mehr Frauen sein
Jetzt geht es um ein grundsätzliches Missverständnis. Bitte also unbedingt diesen Abschnitt lesen.
Frau Berlin wünscht sich mehr Repräsentation von Frauen. Das ist nachvollziehbar. Mir gegenüber tat sie aber so, als würde ich mir das ausdrücklich nicht wünschen. Wie kommt sie darauf? Ich habe das weder gesagt noch gedacht...
Wer gegen eine Quote ist, der muss noch lange nicht gegen mehr Frauen in der Öffentlichkeit sein. Wer gegen die Quote ist, kann sogar für mehr Frauen in der Öffentlichkeit sein. Frau Berlin mag es mir nicht glauben, aber ich würde mich sehr über mehr Frauen im Bundestag freuen.
Frauen haben (im Schnitt) andere Qualitäten als Männer. Wenn man daran nicht glauben würde, könnte einem die Quote ohnehin egal sein. Auch in hohen Staatsämtern sind diese Qualitäten oft vielversprechend.
Wenn ich zum Beispiel - ganz tagesaktuell - das Team Joe Biden und Kamala Harris anschaue, so würde ich noch lieber Frau Harris als US-Präsidentin sehen. Da steckt natürlich auch pure Hoffnung drin, schließlich fangen die beiden erst an. Es gibt aber auch zahlreiche längst bewährte Frauen, von denen sich die Männer ein ordentliches Scheibchen abschneiden könnten.
Zum Beispiel Angela Merkel. Frau Merkel macht in wesentlichen Fragen zwar nicht immer die richtige Politik. Aber sie hat eine durch und durch begnadete Politiker-Persönlichkeit. Sie gilt zurecht als nicht korrumpierbar. Sie begegnet heftigsten Angriffen und Provokationen mit bewundernswerter Gelassenheit. Sie teilt ihrerseits nicht unterhalb der Gürtellinie aus. Sie regt sich nicht auf, sondern arbeitet ab.
Mehr Frauen täten der Politik gut. Das scheint mir sicher.
Wo steckt also die Lösung?
Wo steckt sie nicht?
Die erzwungene Quote ist eine Maßnahme der staatlichen Umerziehung. Das erinnert mich an die DDR und an China. Wir sollten uns davor hüten. Eine solche Quote hat zumindest nichts mit Gleichheit, Gerechtigkeit oder Demokratie zu tun. Ich sehe in der Quote lediglich Ungeduld, Hilflosigkeit und Resignation.
Ein erster Schritt wäre es, die Öffentlichkeit über die bereits jetzt sehr guten politischen Chancen der Frauen zu informieren. Vielleicht würde das Frauen eher zum politischen Engagement ermutigen, als das falsche, düstere Bild, dass über die Medien oft verbreitet wird. Wenn Frau Katja Berlin nicht ihren deprimierenden Kuchen, sondern meine positive Grafik zeigen würde, so könnte das durchaus aufmunternd auf Frauen wirken. Leider besteht sie aber auf ihrer Negativ-Torte...
Ich sehe das anders. Wir sollten Frauen dazu ermutigen, sich einzumischen. Frauen sollten sich etwas zutrauen, sich stark zeigen. Frauen sollten sich aus eigenen Stücken heraus politisch engagieren. Sie sollten nicht durch den Sog vakanter Listenplätze als Quoten-Sonderlinge in den Bundestag gesaugt werden.
Wenn sich eine Frau mehr Frauen im Bundestag wünscht, so könnte sie zumindest erwägen, in eine Partei einzutreten und sich um ein entsprechendes Mandat zu bewerben. Sie wird dabei von guten Erfolgsaussichten begleitet. Das konnte ich hoffentlich zeigen.
Sollten sich Frauen durch ihren Partner am gewünschtem öffentlichem Engagement gehindert fühlen, so wäre es am besten. die würden das mit ihrem Partner besprechen. Dazu braucht es etwas Mut. Es könnte unangenehm werden. Dennoch kann und darf ihnen der Staat diese Aufgabe nicht abnehmen. Paare brauchen keinen staatlichen Vormund.
Der Staat hat für einen neutralen Rahmen zu sorgen. Sollte der Rahmen nicht neutral sein, so muss unbedingt nachgebessert werden. Das ist wichtig. Wie sich aber einzelne Menschen in diesem neutralen Rahmen positionieren, das darf dem Staat herzlich egal sein.
Das Wichtigste zuletzt
Wir brauchen noch zwei wichtige Zutaten. Diese sind allerdings ein rares Gut in unserer schnelllebigen Zeit. Wir brauchen Geduld und Zuversicht. Eine Gesellschaft, in der gleiche individuelle Rechte aller Geschlechter selbstverständlich sind, in der also weder Frauen noch Männer noch Diverse strukturell benachteiligt sind, eine solche Gesellschaft wird auch zu einer stabilen und guten Repräsentation der Frau in der Öffentlichkeit finden.
Ob in allen Bereichen eine rechnerisch exakte Parität zustande kommt, kann nicht das allentscheidende Kriterium sein. Eine Punktlandung wäre ohnehin nur durch Zwangsmaßnahmen zu erreichen. Wesentlich ist, dass die Verteilung unter freiheitlich-demokratischen Bedingungen und unter gleichen Chancen zustande kommt. Ich habe großes Vertrauen in diesen Prozess.
Wer ungeduldig auf staatlich gelenkte Umerziehung setzt, wer auf 50:50 besteht, wer darin das einzig akzeptable Ergebnis einer geschlechtlichen Gleichberechtigung sieht, wer dieses Ziel mit gesetzlichen Regelungen rasch erzwingen will, den wird mein Lösungsvorschlag nicht begeistern.
Wer aber auf freie individuelle Entscheidungen innerhalb eines gerechten Rahmens setzt, wer den Menschen grundsätzlich individuelle Stärke zutraut, wer an sozialen Zusammenhalt glaubt und an die Fähigkeit, sich partnerschaftlich zu einigen und echte Kompromisse zu finden, der wird meine Zuversicht teilen, dass sich in einem neutralen Rahmen ein gutes, stabiles und konstruktives Verhältnis der Geschlechter in repräsentativen Funktionen einspielt.
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